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Nein sagen im Job – wie gesunde Abgrenzung im Beruf gelingt

Aktualisiert: 23. Aug.

Warum es vielen schwerfällt, im Job Nein zu sagen und wie du mit klaren Grenzen besser für dich einstehst, ganz ohne Schuldgefühle.



Eine Frau, die ein Schild mit Nein hochhält. Es steht im Titel des Bildes "Nein sagen im Job" und "wie gesunde Abgrenzung im Beruf gelingt"

Abbildung der Autorin des Blogbeitrags - Laureen Süß, Wirtschaftspsychologin (M.Sc.) und psychologische Beraterin - Psychologische Beratung Düsseldorf

"Kein Problem, ich bleibe länger." oder "Ich will nicht unkollegial wirken, daher übernehme ich das Projekt noch schnell." Kommen dir diese Gedanken bekannt vor? Damit bist du nicht allein.

Nein sagen im Job fällt vielen schwer: sei es gegenüber Vorgesetzten, Kolleg:innen oder Kund:innen. Die Folge davon ist Überlastung, Unzufriedenheit und innerer Rückzug.


Doch Abgrenzung ist keine Schwäche, sondern ein Ausdruck von Selbstfürsorge und innerer Klarheit.

Warum fällt uns das Nein sagen so schwer?


Die Schwierigkeit, sich abzugrenzen, hat oft tiefere Ursachen: sowohl individuell als auch sozialpsychologisch:


  1. Angst vor Ablehnung


    Nach dem Modell der Grundbedürfnisse (Grawe, 2004) gehört soziale Anerkennung zu den zentralen menschlichen Motiven. Wer Nein sagt, läuft Gefahr diese Zugehörigkeit zu gefährden. Es wird oft unbewusst befürchtet: Ich falle aus der Gruppe, ich enttäusche die Erwartungen.


  1. Internalisierte Glaubenssätze


    Viele Menschen tragen Überzeugungen in sich wie: "Ich muss es allen recht machen", "Ich bin nur wertvoll, wenn ich funktioniere"oder "Wenn ich Nein sage, bin ich unzuverlässig."

    Diese inneren Überzeugungen - oft unbewusst übernommen aus der Kindheit oder früheren Erfahrungen - beeinflussen unser Verhalten nachhaltig.


  1. Emotionale Empathie


    Empathische Menschen spüren den Unmut oder die Enttäuschung anderer besonders stark. Das stärkt die Hemmung, Grenzen zu setzen, selbst wenn die eigenen Ressourcen längst erschöpft sind. Das kann dazu führen, dass die eigenen Grenzen übergangen werden, um Konflikte zu vermeiden.



Was sagt die Psychologie zur Abgrenzung?


Der Begriff „Abgrenzung“ wird in der Psychologie als emotionales und kommunikatives Regulativ verstanden:


Die Fähigkeit, zwischen eigenen und fremden Bedürfnissen zu unterscheiden und entsprechend zu handeln.

Studien zeigen:

  • Menschen mit einem gesundem Selbstmitgefühl sind besser darin, Grenzen zu setzen – ohne Schuldgefühle (Neff, 2003).

  • Chronische Überanpassung erhöht das Risiko für Erschöpfungssyndrome, wie z. B. Burnout (Maslach et al., 2001).


Weitere Tipps zum Stressmanagement im Job findest du in meinem Artikel "Stress im Job - 5 effektive Tipps zur Stressbewältigung".



4 Strategien für gesunde Abgrenzung im Berufsleben


  1. Reaktionspause nutzen


Kurz innehalten, bevor du antwortest. Statt sofort Ja zu sagen, nimm dir einen Moment:

  • „Ich schaue kurz, wie es zeitlich passt – ich melde mich gleich.“

Diese Pause unterbricht das automatische Muster der Zustimmung.


  1. Klar und freundlich formulieren


Ein Nein muss nicht schroff sein, darf aber bestimmt sein:

  • „Ich kann das aktuell nicht übernehmen.“

  • „Das passt gerade nicht in meine Kapazitäten."


  1. Verzichte auf übermäßige Rechtfertigung


Du musst dich nicht erklären oder entschuldigen. Je mehr du erklärst, desto angreifbarer wirkst du. Antworte daher am besten kurz, klar und respektvoll.


  1. Schuldgefühle bewusst reflektieren


Frage dich:

"Was passiert, wenn ich Nein sage - was fürchte ich wirklich?" und "Was würde ich einer guten Freundin raten in dieser Situation?"

Du bist nicht unhöflich, wenn du deine Grenzen schützt - du bist dir selbst gegenüber verantwortungsvoll. Mehr dazu im Artikel Authentizität im Job.


Fazit: Abgrenzung ist Selbstfürsorge


Nein sagen im Job ist ein Lernprozess. Es braucht Mut, Selbstreflexion und Übung. Gerade in stressigen und komplexen Situationen ist die Fähigkeit zur Abgrenzung ein Zeichen von Selbstfürsorge - nicht von Egoismus.



Du willst lernen, besser Grenzen zu setzen?


In meiner psychologischen Beratung unterstütze ich dich dabei, innere Muster zu erkennen, Schuldgefühle zu reflektieren und mit der gewonnen Klarheit neue Verhaltensweisen zu entwickeln.




🔎 FAQ – Nein sagen & Grenzen setzen im Job


Warum fällt es vielen so schwer, im Job Nein zu sagen?

Viele Menschen haben Angst vor Ablehnung oder Konflikten. Hinzu kommen innere Glaubenssätze wie „Ich darf andere nicht enttäuschen“ oder „Ich muss funktionieren“. Auch empathische Personen spüren den Druck besonders stark und setzen eigene Bedürfnisse oft hinten an. Mehr dazu im Artikel "Psychologische Beratung für Frauen - Warum sie so wichtig ist".


Ist Nein sagen im Beruf unkollegial?

Nein – im Gegenteil. Wer gesunde Grenzen setzt, handelt verantwortungsbewusst, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber. Dauerhafte Überlastung führt zu Fehlern, Unzufriedenheit und innerem Rückzug – das hilft niemandem weiter.


Wie kann ich lernen, besser Nein zu sagen?

Nutze Reaktionspausen, kommuniziere klar und freundlich und vermeide übermäßige Erklärungen. Frage dich: „Was würde ich einer guten Freundin in dieser Situation raten?“ So entwickelst du mit der Zeit mehr Sicherheit im Umgang mit Grenzen.


Was hilft gegen Schuldgefühle beim Abgrenzen?

Selbstmitgefühl. Studien zeigen, dass Menschen mit einer mitfühlenden inneren Haltung weniger Schuld empfinden, wenn sie Nein sagen. Es hilft, sich bewusst zu machen: Du darfst für dich sorgen – ohne dich schuldig zu fühlen.


Welche psychologischen Folgen hat es, ständig Ja zu sagen?

Chronische Überanpassung erhöht nachweislich das Risiko für Erschöpfung, Stress und Burnout. Langfristig verlieren Betroffene oft den Zugang zu ihren eigenen Bedürfnissen und geraten in einen Kreislauf aus Selbstüberforderung.


Wann ist professionelle Unterstützung sinnvoll?

Wenn du immer wieder über deine Grenzen gehst, aus Angst vor Ablehnung oder Konflikten, kann psychologische Beratung helfen. Sie unterstützt dich dabei, innere Muster zu erkennen, neue Strategien zu entwickeln und mit mehr Klarheit für dich einzustehen. Mehr Infos: Was ist psychologische Beratung und wann hilft sie?



Quellen:

Grawe, K. (2004). Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe.

Maslach, C., Schaufeli, W. B., & Leiter, M. P. (2001). Job Burnout. Annual Review of Psychology.

Neff, K. D. (2003). Self-Compassion: An Alternative Conceptualization of a Healthy Attitude Toward Oneself.


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Kontakt

Psychologische Beratungspraxis Düsseldorf

Laureen Süß, Wirtschaftspsychologin (M.Sc.)

Telefon: +49 15565022536

E-Mail: info@psychologischepraxis-duesseldorf.de

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